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Forschungsgeschichte

Die Geschichte der wissenschaftlichen Erforschung von Archaia Pheneos beginnt um die Mitte des 20. Jahrhunderts, wobei der Fokus zunächst auf dem südöstlichen Fuße des Hügels lag. In den Jahren 1958 bis 1964 führte Evangelia Protonotariou-Deilaki hier erstmals archäologische Ausgrabungen durch (Protonotariou-Deilaki 1961–1962; Protonotariou-Deilaki 1965). Sie stieß dabei auf ein Asklepios-Heiligtum, das von Pausanias unerwähnt blieb. Entdeckt wurden zwei größere Räume, diverse Nebenräume und ein Peristylhof an der Ostseite des Gebäudes. Im Norden des Komplexes wurden ein mittelhelladischer Apsidenbau sowie eine Mauer mykenischer Zeit freigelegt. In den Jahren 1976 und 1977 fanden weitere Untersuchungen durch die archäologische Behörde statt. Ab 2011 wurden durch die 37. Ephorie für prähistorische und klassische Altertümer (Konstantinos Kissas) in Kooperation mit der Universität Trier (Torsten Mattern) wieder regelmäßige Grabungskampagnen durchgeführt und das Heiligtumsareal weitestgehend freigelegt (Kissas – Mattern 2016; Kissas et al. 2017b).

Von 1995 bis 1999 führte das damalige Institut für Archäologie der Karl-Franzens-Universität Graz (nunmehr Institut für Antike, Universität Graz) unter Leitung von Klaus Tausend und Gabriele Koiner (vorm. Erath) im Becken von Pheneos sowie im nordwestlich angrenzenden Becken von Lousoi großräumig Begehungen und Surveys durch (Tausend 1999). Dabei wurde besonderes Augenmerk auf die Verkehrswege der Region gelegt sowie eine erste Untersuchung und Dokumentation der archäologischen Landschaft vorgenommen.

Im Jahr 2008 führte die 37. Ephorie (heute EFA Korinthias) unter der Leitung von Konstantinos Kissas eine Reinigungs- und Sanierungskampagne auf dem Areal des Asklepieions sowie in diversen Bereichen auf dem Hügel von Pheneos (dem sogenannten „Pyrgos Kalyvia“ oder „Dragata“) durch (Kissas 2011; Kissas 2013). Dabei wurde im Bereich der Umfassungsmauer des Asklepieions ein kleiner Probeschnitt angelegt, in dem eine gepflasterte Straße auf den Hügel nachgewiesen werden konnte. Der freigelegte Teil dieser Straße zeigt zwei Bauphasen, eine aus frühhellenistischer und eine weitere aus späthellenistischer Zeit. Auf dem Hügel selbst wurde entlang dessen Nordflanke ein ca. 200 m langer Abschnitt einer Befestigungsmauer mit vier Türmen entdeckt.

In einer synergasia der 37. Ephorie (Konstantinos Kissas) mit dem ÖAI Athen, vor Ort vertreten durch die Universität Graz (Peter Scherrer), fanden von 2011 bis 2015 archäologische Grabungen an dieser Befestigungsmauer statt (Giannakopoulos et al. 2012; Lehner et al. 2013; Kissas et al. 2014; Kissas et al. 2017a). Dabei wurden insgesamt elf Grabungsschnitte angelegt, verteilt über den gesamten bekannten Mauerverlauf von rund 350 m (zur Mauer siehe Lehner – Tausend 2014; Tausend – Tausend 2014; siehe auch Maher 2017). Es handelt sich um eine zweischalige Anlage aus grob bearbeiteten, zumeist trapezoidalen, fallweise polygonalen, Kalk- und Konglomeratsteinen, die direkt auf den anstehenden Schieferfelsen gesetzt wurde. Am Ostende zeigte sich ein sorgfältiger Abschluss, jedoch ohne Hinweis auf ein Torgebäude an dieser Stelle. Neben den bereits bekannten, vier halbkreisförmigen Türmen konnte am Ostplateau noch ein fünfter, dreiviertelkreisförmiger Turm (Grabungsfläche A/AI) freigelegt werden, der einen Richtungswechsel in der Mauer markiert. Die Türme wurden im Verband mit der Kurtine errichtet und weisen jeweils einen Durchmesser von ca. 5,50 m auf, während man die Mauer selbst in einer Stärke von 3,20 m errichtete. Am steilen Abhang unter der „Akropolis“ (Grabungsfläche H/HI) wurde im Bereich einer Verbreiterung der Mauer auf rund 5,70 m der untere Teil eines Stiegenaufgangs zur Epalxis angetroffen.

Zudem wurde bei der Suche nach einer Eingangssituation am Osthang des Hügels das Areal eines archaisch-klassischen Heiligtums freigelegt (Grabungsfläche J/JI/JII), in dem unter anderem der Sockel eines Kultbildes und, neben großer Mengen importierter und lokaler Keramik, zahlreiche qualitätvolle Bronzeartefakte gefunden wurden.

Insgesamt umfasst das reiche Fundmaterial von den Grabungen im Nordbereich des Hügels einen Zeitraum vom Neolithikum bis Hellenismus sowie Mittelalter und frühe Neuzeit. Nachantikes stammt insbesondere aus den Grabungsschnitten neben der modernen Kirche (Schnitte A/AI und B/BI) auf dem Ostplateau des Hügels sowie vom Steilhang unterhalb der „Akropolis“ (insbesondere Fläche M/MI/MII). Im Bereich der Kirche stieß man zudem auf mehrere spätmittelalterliche Körpergräber (Kraschitzer 2020). Eine Reinigungskampagne auf der Spitze der „Akropolis“ ergab Mauern und Gebäudereste, die mit großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls als mittelalterlich anzusprechen sind.

Auf dem Ostplateau des Hügels wurden in geringer Tiefe mehrere Phasen einer mittelhelladischen Siedlung festgestellt, darunter Mauerreste von Gebäuden sowie Bestattungen von Säuglingen (Zavadil 2020; Zavadil 2016). Das bronzezeitliche Fundmaterial umfasst neben dem zugehörenden mittelhelladischen Material auch wenig Keramik der mykenischen Periode. In demselben Areal wurde in einer kleinen Tiefsondage außerdem neolithische Keramik angetroffen.

Bereits während der Feldarbeiten wurde mit der Aufarbeitung und Dokumentation der Funde im Museum von Archea Feneos begonnen. Diese Arbeiten konnten auch nach 2015 jährlich (mit Ausnahme von 2020) fortgesetzt werden.

Univ.-Prof. Dr.

Peter Scherrer

Institut für Antike


FWF-Projekt

"6.500 Years of Solitude? Investigating Pottery from Pheneos"

Leitung: Elisabeth TRINKL

Nr.: P 34385 Einzelprojekte

 

"Pheneos in Northeastern Arcadia – An Undiscovered Town"

Leitung: Elisabeth TRINKL

Nr.: P 30446 Einzelprojekte

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